Kolumne: Warum muss Ordnung sein?

Es gibt viele kulturelle Unterschiede zwischen den Niederländern und den Deutschen, aber eigentlich gibt es noch viel mehr Gemeinsamkeiten, die uns zusammenhalten und uns zu „guten und geschätzten Nachbarn“ machen.

„Wichtig: Es gibt weder einen typischen Deutschen noch einen typischen Niederländer.

Meine Geschichte weist auf Unterschiede hin, die in etwa bestehen. Keine Werturteile oder Präferenzen“.

In dieser Rubrik möchte ich erzählen, wie ein Stück deutscher Kultur, Ordnung muss sein, historisch erklärt werden kann.

Paul Marcelis

Deutsche Gründlichkeit

Im letzten Newsletter haben wir bereits die niederländische Seite hervorgehoben. Um die kulturellen Unterschiede zwischen den Niederländern und den Deutschen zu verstehen, müssen wir die Geschichte beider Länder kennen. Die Mentalität eines Landes ist oft von historischen Erfahrungen und Lebensbedingungen geprägt.

 

Ordnung

Wo es in den Niederlanden Egalitarismus gab, war die Situation auf deutscher Seite ganz anders. Hier hatte der Adel viel mehr Einfluss. Auf dem Territorium des heutigen Deutschlands gab es Hunderte von kleinen Fürstentümern und aristokratischen Herrschern, die ihre Untertanen in der Regel mit strenger Hand regierten. Es gab keinen Egalitarismus, die Bevölkerung war gezwungen, der Autorität treu zu bleiben.

Die Gründung des deutschen Staates 1871 war keine Revolte gegen die nationale Autorität, sondern vielmehr der Wunsch nach Einheit und zentralistischer Führung. Es entstand ein Reich mit starken preußischen Einflüssen, wie Militarismus und Obrigkeitshörigkeit. Infolgedessen entstand eine hierarchische Gesellschaft mit begleitenden formalen Umgangsformen. Die verschiedenen Kriege in Deutschland (30-jähriger Krieg und zwei Weltkriege) führten in der Folge zu einer Phase völliger Rechtsunsicherheit. Ein Zusammenbruch der Ordnung. Die Bevölkerung sehnte sich nach einer Gesellschaft ohne Chaos. Deshalb: Ordnung muss sein… Wir nennen dies das Legalitätsprinzip: Regeln sind dazu da, befolgt zu werden. Ein Verbrechen muss strafrechtlich verfolgt werden, weil das Gesetz es verlangt. Der Begriff „Gedoogbeleid (Toleranzpolitik)“, der so charakteristisch für die Niederlande ist, wird in Deutschland gewöhnlich als merkwürdig empfunden. Präzision, Ordnung und Gründlichkeit sind wahrhaft deutsche Tugenden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland durch die Industrialisierung (Maschinenbau, Automobilindustrie, Handwerk) gewachsen ist.

 

Vorurteile

Die Deutschen sind sehr stolz auf ihre Sprache. Obwohl fast alle von ihnen Englisch sprechen, ziehen sie es vor, in ihrer eigenen Sprache zu kommunizieren und tun viel, um sie vor englischen Einflüssen zu schützen. Bei interkulturellen Kontakten zwischen Niederländern und Deutschen gibt es jedoch häufig Vorurteile auf beiden Seiten; so denken viele Niederländer, dass die Deutschen kein Englisch sprechen, und viele Deutsche gehen davon aus, dass alle Niederländer ihre Sprachen gut beherrschen.

Einige Tipps: wenn Sie mit Deutschen Handel treiben oder nur mit Deutschen umgehen, denken Sie daran:

  1. Seien Sie zurückhaltend mit Körperkontakt
  2. Erst das Geschäft, dann die Atmosphäre
  3. Gute Vorbereitung (z.B. Tagesordnung)
  4. Die Hierarchie im Auge behalten (erst Chef, dann Team)
  5. Lassen Sie die Verhandlungen nicht scheitern
  6. Vorsicht mit Humor (besonders in kritischen Situationen)
  7. Seien Sie politisch korrekt
  8. Seien Sie höflich
  9. Nicht zu schnell ‚duzen‘, also ‚Siezen‘. Achten Sie auf die Titel.
  10. Seien Sie zurückhaltend mit „Küssen“.
  11. Wenn Sie etwas zusagen, wird der Deutsche das als absolut verbindlich ansehen!

 

Paul Marcelis

Projektmanager